"Planet 51" - Independence Day aus Alien-Sicht

 Außerirdische im Retro-Look fürchten Invasoren aus dem Weltall

Der Science-Fiction-Spaß "Planet 51" bietet eine originelle Idee: Grüne Männchen ängstigen sich vor einer Invasion durch Aliens, die wie ein US-Astronaut aussehen.

          

Science-Fiction-Filme, die von der Invasion blutrünstiger Außerirdischer handeln gibt es wie Sand am Meer. Angefangen von „Kampf der Welten“ bis hin zu „Independence Day“ oder der TV-Serie „V“ spiegelten Aliens die Furcht vor grausamen Aggressoren wider. Dieses uralte Konzept bricht Jorge Blanco mit seiner computeranimierten Komödie „Planet 51“ auf. Die originelle Prämisse des teuersten spanischen Films aller Zeiten: Nicht die Welt der Menschen wird von Aliens heimgesucht, sondern die Außerirdischen selbst bekommen unerwarteten Besuch von der Erde. Dass US-Astronaut Chuck Baker völlig harmlos ist und keinerlei Invasionspläne hegt, können sie ja nicht wissen …

Der Tag, an dem Planet 51 stillstand

Auf Planet 51 läuft alles seinen gewohnten Gang: Die kleinen grünen Männchen gehen in die Schule oder in die Arbeit, gucken sich Science-Fiction-Filme an oder grillen gemütlich im heimischen Vorgarten. Der junge Lem indes hat andere Sorgen: Er ist unglücklich in die hübsche Nachbarstochter Neera (im Original von Jessica Biel gesprochen) verliebt.

Plötzlich geschieht das Ungeheure: Vom Himmel saust ein Flugkörper herab und landet mitten auf dem Rasen von Lems Familie. Dem seltsamen Gefährt entsteigt Astronaut Chuck Baker (Originalstimme: Dwayne „The Rock“ Johnson), der sich daran macht, die US-Flagge zu hissen. Als er merkt, dass er in einer von grünhäutigen Aliens bewohnten Welt gelandet ist, bricht er ebenso in Panik aus, wie die überraschten Außerirdischen selbst.

Zu Chucks Glück erbarmt sich jedoch der melancholische Lem, ihm bei der Rückkehr zur Erde zu helfen. Ein schier aussichtsloses Unterfangen, hat doch das hiesige Militär sein Raumschiff beschlagnahmt. Zu allem Überfluss trachten ihm der paranoide General Grawl sowie der verrückte Wissenschaftler Professor Kipple (Originalstimme: John Cleese) nach dem Leben bzw. seinem Gehirn …

Alien-Welt im Retro-Look der 1950er Jahre

Optisch bietet „Planet 51“ einen interessanten Zugang zum alten Invasionsthema: Die fiktiven Außerirdischen bevölkern ihre Welt auf ähnliche Weise wie die US-Amerikaner in den konservativen 1950er Jahren. Angepasstheit wird als Norm verstanden, die Mädchen tragen Petticoats, die Jungen legere T-Shirts, Frauen treffen sich zum Kaffeeklatsch und wahre Männer sind beim Militär. Willkommen in den spießigen 1950er Jahren, die auf einer Alien-Welt immer noch Wirklichkeit ist.

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Parodien auf „Alien“, „Terminator“, „Star Wars“ und viele andere SF-Streifen

Kenner von Science-Fiction-Filmen werden sich über die breit gestreuten Anspielungen und Parodien auf Klassiker freuen. Neben „Terminator“ oder „Star Wars“ ist es vor allem die Monster-Saga „Alien“, die eifrig parodiert wird.

„Im Weltall hört dich niemand schreien!“, sinniert der an Arnold Schwarzenegger gemahnende Astronaut Chuck Baker und zitiert somit die Tagline des von Ridley Scott inszenierten ersten „Alien-„Filmes.

Gleichermaßen putzig wie auch bizarr mutet ein Hund an, der unzweifelhafte Äußerlichkeiten mit H. R. Gigers berühmter „Alien“-Kreatur aufweist. Im Gegensatz zu seinem unheimlichen Verwandten an Bord der „Nostromo“ verspritzt er Säure jedoch nur beim Pinkeln.

Außerirdische Invasoren, die Gehirne essen und Gedanken kontrollieren?

Zudem werden zahlreiche Klischees des Science-Fiction-Genres aus der ungewöhnlichen Perspektive betrachtet. Nicht der Alien ist es, der seine Friedfertigkeit unter Beweis stellen muss, sondern der von der Erde stammende Astronaut. Keine einfache Aufgabe, haben doch die auf „Planet 51“ beliebten SF-Filme Horrorszenarien weiß gekleideter Kreaturen gesponnen, die sich von den Gehirnen der Bewohner ernähren und ihre Gedanken kontrollieren, um sie schlussendlich völlig zu versklaven.

Lichtjahre von der Perfektion Pixars entfernt

Trotz des für europäische Verhältnisse gigantischen Budgets von 70 Millionen Dollar kann „Planet 51“ technisch nicht ganz mit den Giganten computeranimierter Streifen mithalten. Photorealistische Szenen finden sich in dem Film keine, der somit Lichtjahre von der Perfektion Pixars entfernt ist. Nachteil erwächst daraus jedoch keiner. Die skurrile, aus zahlreichen älteren Filmen bekannte Welt der 1950er Jahre wird in „Planet 51“ liebevoll und stilecht schrill nachgezeichnet.

Anspruchsloser Spaß ohne Charakterisierungen

Leider versteht es das Drehbuch nicht, aus der originellen Idee und dem üppigen Budget einen flotten Spaß mit beißender Satire und nachhaltigem Eindruck zu kreieren. Obwohl der Film einige sehr gute Gags und witzige Slapstick-Passagen aufweist, nutzt sich der Witz mit der Zeit ab und wird stumpf, da er an Schärfe verliert.

Gerade die quasi völlig fehlenden Figurenzeichnungen stellen ein Problem dar. Protagonist Lem macht es dem Zuschauer schwer, Sympathie für ihn zu empfinden. Seine verkrampfte Spaßfeindlichkeit und die schwankenden Emotionen sorgen von Anfang an für Distanz zum Publikum. Die einzige menschliche Figur, der amerikanische Astronaut Chuck Baker, wirkt hingegen heillos überdreht. Ein vernünftiges Mittelmaß hätte beiden Protagonisten nicht geschadet.

„Planet 51“ bietet seichte Unterhaltung für die ganze Familie

Wer sich keinen Geniestreich erwartet, wird mit „Planet 51“ dennoch reell bedient. Da Blancos Film gerade einmal 90 Minuten lang ist, kommen keine allzu großen Längen auf und der extrem simpel gestrickte, vorhersehbare Plot fällt nicht allzu stark ins Gewicht. Letztendlich bietet „Planet 51“ Unterhaltung für die ganze Familie. Und das könnte man von Invasionsschockern wie „Independence Day“ oder „Alien“ nun wirklich nicht behaupten.

Originaltitel: „Planet 51

Regie: Jorge Blanco

Produktionsland und -jahr: GB, Spanien 2009

Filmlänge: ca. 90 Minuten

Verleih: Sony

Deutscher Kinostart: 3.12.2009


 

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