"Jurassic World 2: Das gefallene Königreich" – Der Trailer versprach langweiligen Einheitsbrei

Hey, Leute! Könnt ihr euch daran erinnern, als „Jurassic Park“ eine aufregende Achterbahnfahrt mit anspruchsvollen Themen, witzigen One-Linern und interessanten Charakteren war? Lang, lang ist´s her, nämlich 1993, als Steven Spielberg seinen Klassiker rund um geklonte Dinosaurier und menschliche Hybris ins Kino brachte. Exakt ein Vierteljahrhundert später schickt sich der spanische Regisseur J.A. Bayona an, mit "Jurassic World 2: Das gefallene Königreich" einen weiteren seelenlosen Blockbuster von der Brechstange auf die Leinwand zu klatschen. Von der Magie des ersten Teils wird – das verrät der erste Trailer – nichts mehr übrig bleiben.

Apropos verraten: Nicht, dass es bei diesem Machwerk eine Rolle spielen wird, aber könnte Hollywood bitte mit der Unsitte aufhören, in den Trailern praktisch die gesamte Handlung vorwegzunehmen? Krimis werden ja auch nicht mit Waschzetteln wie: „Begleiten Sie Detective Jack J. Jackson, wie er den Gärtner als Mörder der Baronin überführt“ beworben.



Obwohl: Kann ein Trailer zu einem Film wie "Jurassic World 2: Das gefallene Königreich" überhaupt des Spoilerns bezichtigt werden? Ich darf kurz zusammenfassen, was es in dem Trailer zu sehen gibt. Chris Pratt ist wieder mit von der Partie, gemeinsam mit Bryce Dallas Howard. Das heißt: Sie sind nicht mehr gemeinsam, sondern getrennt, wie aus einem kurzen Bargespräch herauszuhören ist. Weshalb sich die beiden getrennt haben? Hier greift eine der ehernen Hollywood-Regeln, die da lautet: Um künstliche Spannung zu erzeugen, reißt man bei einem Sequel das Traumpaar auseinander und überrascht den Zuschauer damit, dass sich die beiden am Schluss doch wieder kriegen.

Diesmal ist übrigens von einer Rettungsaktion die Rede. Das Dino-Eiland Isla Nubla ist in Gefahr. Nicht des steigenden Meeresspiegels (das Meer sollte gefälligst mal zu saufen aufhören!) wegen, sondern auf Grund eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs. Rettungsaktion? Ha, das Stichwort für Jeff Goldblum, in seiner Paraderolle als Dr. Malcolm zuletzt in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ gesichtet. Erst 2016 musste er in „Independence Day: Wiederkehr“ die Welt erneut vor garstigen Aliens retten, 2018 darf er wieder sein berühmtes „life finds a way“ brabbeln.

Nicht nur live, auch Hollywood finds a way, nämlich a way, eine cash cow erbarmungslos zu melken. Was „Jurassic Park“ 1993 zum Über-Blockbuster machte, war die grandiose Roman-Vorlage von Michael Crichton, der zwei Jahre später eine Fortsetzung folgen ließ. Angeblich, da ihn viele Kinder und Jugendliche um ein Sequel gebeten hätten. Ein paar üppige Schecks dürften ihn nicht gerade vom Schreiben abgehalten haben. Doch auch wenn die Fortsetzung nicht mehr die Tiefe und Originalität des ersten Teils erreichte, bot sie doch Unterhaltung auf hohem Niveau.

Davon ist im Trailer von "Jurassic World 2: Das gefallene Königreich" nichts mehr zu sehen. Kein DNS-Strang durfte auf dem anderen bleiben, um das jüngere Blockbuster-Publikum nicht zu verstören. Ein sündteurer SF-Streifen ohne mächtig Bumm, Zisch und Krachwumm alle fünf Minuten wird als langweilig erachtet. Folglich treiben sich im Trailer mehr Dinosaurier herum, als der Korinthenkacker zählen kann. Da wird gebrüllt und nach allem, was sich bewegt, geschnappt, dass es nur so kesselt. Spannung wird durch Schnitte alle fünf Mikrosekunden, unterlegt von irgendeinem Soundgedudel sowie Wortfragmenten, erzeugt. Wie dröge war doch „Jurassic Park“, als man noch genau die Handlung verfolgen konnte und ein Dinosaurier-Angriff behutsam aufgebaut wurde. Derlei uralte Scheiße interessiert höchstens Opas wie den Rezensenten. Nein, Spannung wird durch CGI-Gewitter, verstandbetäubende Kamerafahrten (natürlich gleichsam virtueller Natur) und ständiges bumm-bumm-bumm aus den Boxen erzeugt.

Das gefällt, das ist erfolgreich, wie die Rangliste der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre belegt. Und wenn das Zielpublikum nicht genug bekommen kann von Streifen, in denen Leute mit Superkräften andere Leute mit Superkräften durch Wände, Autos und Wolkenkratzer klatschen, bis die Stadt in Trümmern liegt (ohne Blut oder Tote – man will ja keine hohe Altersfreigabe riskieren), spricht nichts dagegen, an Computerspiele erinnerndes Krachbumm-Kino in Serie zu fertigen.


Ach ja: Der T-Rex hat natürlich auch wieder einen Auftritt. Einen ganz ironischen, indem er die Helden vor der Ausrottung durch einen anderen Fleischfresser rettet. Vielleicht ist er wie Raptor Blue mittlerweile ein Verbündeter der Menschen. Warum nicht? Das Leitmotiv des ersten „Jurassic World“ lautete Familie, da würde sich Freundschaft doch anbieten. Hiermit plädiere ich für eine berührende Schlussszene, in der der T-Rex, ein paar Raptoren und die menschlichen Helden am Lagerfeuer die Friedenspfeife rauchen und sich die Blutsbrüderschaft schwören. Oder die Blutsschwesternschaft? Waren die Dinos nicht ursprünglich alle weiblich? Jedenfalls könnte man auf diese Weise ein wichtiges Zeichen gegen Gewalt und Hass setzen, und das ist doch ganz, ganz wichtig in einer Welt, in der jedes Wort und jede Geste auf die Waagschale gelegt und kritisch beäugt wird.
Damit wollte ich nur sagen: Eine Lesben-Szene hätte "Jurassic World 2: Das gefallene Königreich" gut getan.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen