Im Test: Amazon Fire TV der dritten Generation mit Ultra HD

Bei dem seit Oktober 2017 erhältlichen Fire TV der dritten Generation springt Amazon auf den 4k-Zug auf. Erstmals bietet Fire TV Unterstützung für Ultra HD sowie HDR. Das hat allerdings seinen satten Preis: Mit rund 80 Euro (Stand: November 2017) ist das neueste Fire TV nicht gerade ein Schnäppchen. Für wen lohnt sich das Gerät und was kann es, was der nur halb so teure Fire TV Stick nicht auf der Platine hat?

Superschnelle Installation … fast

Um den ersten Teil der Frage zu klären: Sinnvoll ist der Fire TV für Amazon-Prime-Mitglieder, die keinen Smart TV ihr eigen nennen und dennoch auf ihrem Fernseher - oder Monitor - streamen möchten. Außerdem sollte der Fernseher 4k beherrschen, um gegebenenfalls entsprechende Filme oder Serien in höchster Auflösung wiedergeben zu können. Ansonsten genügt auch der weitaus günstigere Fire TV Stick der zweiten Generation.
=> Fire TV Ultra HD 4k bei Amazon 

Für mich kam als Besitzer eines NOGIS  natürlich nur das aktuelle UHD Fire TV in Frage. Nach der überraschend zähen Lieferung, was auf Lieferengpässe hindeuten könnte, lag ein kleines, kompaktes Päckchen vor der Haustür. Entweder arbeitet der Weihnachtsmann nebenher bei einem bekannten Paketlieferanten mit drei Buchstaben, oder die Austrägerin hatte keine Lust, sich den Tag mit meinem Anblick zu vermiesen. Apropos Anblick: Dieser Anblick erwartete mich nach dem Auspacken.
 
Fire TV

Die beiliegende Gebrauchsanweisung ist eigentlich überflüssig: Das nicht ganz Runde muss ins Eckige, sprich: Zunächst verbindet man die quadratische Konsole mit dem Netzteil, dann wird das HDMI-Kabel an die Konsole und an den Fernseher angesteckt, Fernseher angeschaltet, et voila! Die Installation erfolgt völlig unkompliziert, da die Benutzerdaten bei Amazon-Kunden bereits vorkonfiguriert werden. Das heißt, man muss nur noch eine Verbindung zum WLAN herstellen … und danach warten, bis die automatischen Updates downgeloadet und installiert wurden, was schon mal locker eine Viertelstunde dauern kann. 

Die Fernbedienung, mit der man reden kann

In der Zwischenzeit sollte man sich mit der Fernbedienung vertraut machen, die ergonomisch für eher kleinere Hände designt wurde und auf den ersten Blick erstaunlich wenige Buttons aufweist. Ich erachte dies als Vorteil gegenüber massiv überladenen Fernbedienungen. Die Buttons und ihre Funktionen sind praktisch selbsterklärend.
Als besonderen Clou bewirbt Amazon die integrierte Alexa-Sprachsteuerung, mittels welcher man Smart-Home-Geräte steuern, Musik über Amazon Echo abspielen lassen oder eine Pizza bestellen könne. Worauf ich dankend verzichte. Ich besitze keine Home-Geräte, die smarter als ich sein könnten, und meine Pizza bestelle ich lieber noch selbst. Am Ende meint es Alexa noch zu gut mit mir und bestellt fünfzig Riesenpizzen, und wenn ich mich beschwere, heult sie mir die Ohren voll, packt ihre Koffer und zieht heim zu ihrer Mutter nach Alexandria. Das wäre schade, habe ich ihr doch ein schickes Heim in Form einer perfekt auf ihre schlanke Figur (Frauen sollen angeblich sensibel auf Kommentare über ihre Figur reagieren) angepassten Halterung spendiert.

Halterung für Fernbedienungen


Übrigens – um den spannenden Bogen zu schlagen – ist Alexandria einer der Schauplätze der Hit-Serie „The Walking Dead“, von denen die Folgen früher Staffeln kostenlos auf Amazon Prime laufen.

Amazon Prime oder nicht Amazon Prime, das ist hier die Frage!

Allerdings zeigt sich hier die einzige große, unverständliche Schwäche von Fire TV: Anders als bei der Desktop-Version oder in der App von Amazon wird nicht zwischen Prime-Titeln und kostenpflichtigen Titeln unterschieden. Zwar wird beim Klick auf einen Titel sofort ersichtlich, ob dieser kostenlos angesehen oder bezahlt werden müsste. Kundenfreundlich ist das nicht und der tiefere Sinn dahinter will sich zumindest mir nicht erschließen. Ebenso fehlt die aus der Desktop-Version bekannte Video-Bibliothek, in der gekaufte oder geliehene Filme und Serien aufgelistet sind. Hierbei kann man nur auf Nachbesserung durch ein Update hoffen.

Ohne Worte: Nanu, sind die Stummfilme zurück?

Für weitere Spannung sorgt das neue Fire TV beim Starten eines aktuellen Titels, der ohne Worte daherkam. Bei einem Mario-Barth-Special eine echte Wohltat, möchte man bei einem Blockbuster denn doch auf die Tonspur nicht verzichten. Des Rätsels Lösung verbarg sich in den Einstellungen unter „Töne und Bildschirm“. Hier war das bei vielen Geräten nicht verfügbare Dolby Digital Plus voreingestellt. Nach Deaktivierung durften die Schauspieler ihre spitzfindigen Dialoge vom Lautsprecher an die Lauscherchen senden.

Bluetooth-Anschluss für Kopfhörer

Um die Nachbarn nicht zu stören, empfiehlt sich hierfür natürlich ein Kopfhörer. Falls man über einen Bluetooth-Kopfhörer verfügt, kann dieser problemlos mit dem Gerät gekoppelt werden. Dafür gibt es einen dicken Pluspunkt, auch von meinen Nachbarn.

Zahlreiche Apps, LAN mit Aufpreis
Gemeckert werden darf bei den Anschlüssen: Verfügt man über kein WLAN oder einen älteren und langsamen Router, kann man das neue Fire TV zwar mittels LAN-Kabel anschließen, benötigt hierfür aber einen LAN-Adapter, der separat erworben werden muss.

Sollte man bei Amazon Prime mal nicht fündig werden, bieten sich zahlreiche Apps mit vielen weiteren Filmen und Serien an, wobei im Falle etwa von Netflix oder Maxdome wiederum ein Abo abgeschlossen werden muss. Es gibt aber auch kostenlose Alternativen von TV-Sendern und – nicht mehr wegzudenken – Youtube. Diese Apps müssen bei Interesse erst noch installiert werden.
Leider gibt es auch hierbei keine Möglichkeit des Sortierens bzw. Filterns, um auf einen Blick die gewünschten Inhalte zu sehen.

Ultrarares Ultra HD

Das Angebot an Ultra-HD-Filmen ist ebenso überschaubar wie die Erfolge der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Dafür kann Amazon nichts, im Gegenteil: Einige Eigenproduktionen werden bereits im 4k-Format hergestellt. Die wenigen verfügbaren HD-Titel bekannter Filme sind üblicherweise kostenpflichtig, zumindest derzeit. Ein paar kostenlose Prime-Filme im UHD-Format wären natürlich ein nettes Plus. Darauf zählen würde ich nicht unbedingt. Dennoch habe ich mich in für das Fire TV in UHD entschieden, da in den nächsten Jahren damit zu rechnen ist, dass insbesondere Hollywood dem 4k-Trend Tribut zollen wird. Derzeit ist der Marktanteil entsprechender Geräte noch relativ klein. Doch ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass auch die DVD oder HD-Fernseher ein paar Jahre benötigten, um sich durchzusetzen.

Vor- und Nachteile des Fire TV in UHD

Abschließend sollen noch kurz die Vor- und Nachteile des Fire TV in UHD skizziert werden.

+ Kleine Konsole mit schnellem Prozessor für Filme und Serien in UHD
+ Koppeln von Bluetooth-Kopfhörern möglich
+ Schnelle und kindereinfache Installation
+ Funktionen der Fernbedienung selbsterklärend
+ Alexa. Falls man gerne mit seiner Fernbedienung spricht

- Relativ teuer gegenüber dem TV Stick der zweiten Generation in HD
- Unübersichtlich, da nicht zwischen Prime- und Kauftiteln unterschieden wird
- Kein LAN-Anschluss. Falls benötigt, muss ein LAN-Adapter gekauft werden
- Noch kaum UHD-Filme verfügbar

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