Hostel 3: Unnötiges Sequel zu Eli Roths Horrorfilmreihe

Nichts geht mehr! Das gilt nicht nur beim populären Roulette, sondern auch bei der Horrorfilmreihe "Hostel". Nach Eli Roths umstrittenen Splatterstreifen "Hostel" und "Hostel 2" ist die Luft einfach draußen. Regisseur Scott Spiegels jämmerlicher Versuch, den Hype erneut anzufachen, scheitert auf niedrigstem Niveau. 

Bild: Pixabay.com


Kein Zaubertrick: Scott verschwindet

Scotts (Brian Hallisay) Abschied vom Junggesellenleben steht bevor. Grund genug für seine Freunde Carter (Kip Pardue), Justin (John Hensley) und Mike (Skyler Stone), mit dem Feschak ein letztes Mal die Sau rauszulassen. Als Spielwiese ist sinnigerweise Las Vegas vorgesehen. Dort lassen sie aber nicht die Roulette Kugel rollen, sondern widmen sich verführerischen Schönheiten. Dass diese in Wahrheit Prostituierte sind, stört die Freunde nicht. Kopfzerbrechen bereitet hingegen Scotts mysteriöses Verschwinden. Zunächst glauben sie an einen üblen Scherz, bis sich bei ihren Nachforschungen herausstellt, dass auch eine der Prostituierten abgängig ist. Und es kommt noch schlimmer: Sie geraten in einen Hinterhalt, werden betäubt und erwachen im Käfig eines finsteren Verlieses. Willkommen im Folter-Hostel ... 


Viva Las Vegas! (Bild: pixabay.com)

Die Cashcow will gemolken werden!

Über die Qualität der ersten beiden "Hostel"-Teile lässt sich vortrefflich streiten: Originelle Medienkritik? Geschmacklose Foltershow? Typisch amerikanische Verunglimpfung Osteuropas? Zumindest Teil 1 war 2005 einer der großen Kassenschlager des Jahres und zog zwei Jahre später eine weitaus weniger erfolgreiche Fortsetzung nach sich. Gemäß der Devise, die Kuh so lange zu melken, bis sie keinen Tropfen Milch mehr gibt, machte sich Scott Spiegel an den dritten Teil der Horrorreihe.

Mit Eli Roths Vorgängerwerken hat "Hostel 3" indes kaum noch etwas gemeinsam. Die Verlegung des Handlungsortes von der Slowakei in die Glücksspielmetropole Las Vegas erweist sich als durchaus interessante Entscheidung. Damit hat der Film sein gesamtes Potenzial bereits verschossen. Denn all das, was die ersten beiden Teile zumindest nach Ansicht der Fans auszeichnete, fehlt im Nachzieher völlig. Von Beginn weg verströmt der Film den Odem billigster Ausschussware frisch aus der Ramschkiste. Konsequenterweise lief der Streifen gar nicht erst in den Kinos an, sondern erschien als Direct-to-DVD-Produktion. Dies ist selten ein gutes Zeichen, und "Hostel 3" ist gewiss keine Ausnahme von der Regel.

Parodie auf Eli Roths "Hostel"?

Im Gegenteil: Fast könnte man Scott Spiegel unterstellen, eine Parodie auf Eli Roths berühmteste Filme beabsichtigt zu haben. Anders lässt sich der zähe, jedes auf dem Weg herumliegende Klischee aufgreifende Plot kaum erklären, der im ersten Filmdrittel sogar ein bisschen an "Hangover" erinnert. So man die völlige Absenz pointierter Dialoge oder gelungener Witze ignorierte. Der einzige Witz besteht darin, "Hostel 3" als Horrorfilm vermarktet zu wissen. Was bei Eli Roth noch grimmig und szenenweise schwer erträglich anzusehen war, erweist sich im dritten Teil höchstens als unfreiwillig komisch. Beispielsweise wird ein Opfer mit Riesenkakerlaken traktiert, die über den Körper wuseln und schlussendlich in den weit aufgerissenen Mund der Leiche in spe kriechen. All dies wird aus Sicht der Zunge gefilmt. Klingt komisch, ist es auch. 

Eli Roths "Hostel" (Stream)

Wann kommt das unvermeidliche Prequel?

Das gesamte "Hostel"-Szenario wurde verschlimmbessert. Etwa, indem sich die Folter vor einem gelangweilt wirkenden Publikum abspielt, das auf die Todesarten der Opfer wettet. Natürlich: Spielt ja auch in Las Vegas (leider wurde darauf verzichtet, einen Elvis-Imitator als Folterknecht einzubauen)! Was in den ersten beiden Teilen noch eindringlich, spannend und atmosphärisch dicht daherkam, wirkt nunmehr alles andere als dicht. Die "überraschenden" Plotwendungen ergeben nicht unbedingt Sinn, jegliche potenzielle Spannung wird vorsorglich im Keim erstickt und der komplett vergurkte Schluss setzt dem tristen Spektakel die Narrenkappe auf. Was Deutschlands Filmexport Thomas Kretschmann außer höchstens einer Wette mit Scott Spiegel in dem Film verloren hat, ist unerklärlich. Entsprechend demotiviert spult er seine glücklicherweise wenigen Szenen als evil German Kraut ab.

Fazit nach langweiligen knapp 90 Minuten: Wer sich von diesem vorgeblichen Horrorfilm auch nur Spurenelemente spannender Unterhaltung erhofft, kann sich genauso gut die Augsburger Puppenkiste anschauen, die im Vergleich dazu wie ein Michael-Bay-Streifen wirkt. Eigentlich fehlt jetzt nur noch ganz zeitgeistig ein Prequel zu "Hostel", um alle Kriterien für eine völlig in den Sand gesetzte Filmreihe zu erfüllen.

Hostel 3 => bei Amazon Prime Video


Originaltitel: Hostel: Part 3

Regie: Scott Spiegel

Produktionsland und -jahr: USA, 2011

Filmlänge: ca. 84 Minuten

Verleih: Sony Pictures Home Entertainment

Deutscher Kinostart: -

FSK: 18  

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