Der Streifen zur TV-Serie: In "Hannah Montana – Der Film" gibt Miley Cyrus als Miley Stewart ihre Bühnenidentität als Hannah Montana preis. So weit, so wirr, so belanglos.
Miles to go - das Buch |
Hannah Montana Santana
Miley Cyrus ergatterte einst die Hauptrolle in der S(h)itcom "Hannah Montana" nicht etwa deshalb, weil ihr Vater der berühmte (und für Musikliebhaber "berüchtigte") Billy Ray Cyrus ("Achy Breaky Heart") ist. Natürlich nicht! Vielmehr überzeugte sie durch ihr natürliches Wesen und ihre großartige Stimme. Angesichts des durch geschicktes und unaufdringliches Marketing erzielten Erfolges von "Hannah Montana" (vermutlich eine dezente namentliche Hommage an Carlos Santana) konnte ein Film nicht ausbleiben.
Folglich geriet "Hannah Montana – Der Film" zu einem der ganz großen Blockbuster des Jahres 2009. Grund genug auch für Filmfans, die alt genug sein könnten, um Mileys Ur-Großvater zu sein, einen Blick zu riskieren und möglicherweise zu einem Fan des Teenie-Idols zu avancieren. Lassen wir uns überraschen!
Deutscher Trailer "Hannah Montana - Der Film"
Peter Gunn
Der Film startet mit einem Konzert von Hannah Montana (Miley Cyrus), die vor tausenden Fans, die jung genug sind, um am Ende des Konzerts keine Teddybären oder Slips, sondern Milchzähne auf die Bühne zu werfen, ihre Hits zum Besten gibt. Doch Hannah ist offenbar unzufrieden mit ihrer Doppelrolle und ihrem dunklen Geheimnis: Denn in Wahrheit ist sie ein blutsaugender Vampir vom Planeten Nibiru! Oder das Landei Miley Stewart. Regisseur Peter Chelsom verabsäumt es leider, dieses Mysterium unmissverständlich aufzuklären.
Der fiese Journalist Oswald ahnt etwas von diesem offenbar entsetzlichen Geheimnis, das Gotham City zerstören könnte, und stellt ihr nach. In rein freundschaftlicher Absicht, wollen wir mal annehmen. Apropos Oswald: Der ihn verkörpernde Schauspieler trägt laut IMDB den Namen Peter Gunn!
Henry Mancinis "Peter Gunn"-Theme - Covere mal DAS, Miley!
Um ihrer Freundin Lilly, die Geburtstag hat, eine kleine Freude zu bereiten, möchte ihr Miley Schuhe kaufen. Doch das schönste Paar Schuhe erweckt auch die Begehrlichkeit einer anderen Kundin: Supermodel Tyra Banks! Ein wilder Streit zwischen verwöhnter Millionärs-Göre und arroganter Modelzicke entbrennt. Gebannt kaut das Publikum an den Zehnnägeln des Sitznachbarn – wer wohl gewinnen wird? Die Kampfszenen aus den "Terminator"-Szenen sind ein laues Lüftchen verglichen mit diesem Sturm der Urgewalten US-amerikanischer Plastik-Kultur.
Miley gewinnt den Kampf und bietet dem Zielpublikum – 99,9% Mädchen zwischen 6 und 11 Jahren sowie ein alter, fetter und ungepflegter Pseudo-Filmkritiker aus Österreicher – somit Gelegenheit, eine wichtige Lektion fürs Leben zu lernen: Wenn ihr schöne Schuhe seht, sind alle Mittel erlaubt!
Take this, Al Bundy!
Doch, o Schreck: Die Szenen des Kampfes zwischen Hannah/Miley und Tyra Banks erobern die Schlagzeilen der Zeitungen und Gazetten – Hungersnöte in Afrika? Erdbeben irgendwo in Asien? Politische Unruhen? Amokläufe? Langweilig, wen interessiert das schon … Wie? Ein Popsternchen und ein Supermodel haben sich gezofft? Haltet die Druckerpressen an! Wir haben eine sensationelle Schlagzeile! - und erzürnen Mileys Vater (Billy Ray Cyrus, der übrigens noch schlechter schauspielert als er singt) so sehr, dass er mit ihr nach Crowley Corners zurückfliegt, ihrem eigentlichen Heimatort, wo sie nur Miley Stewart, anstatt Hannah Montana ist.
Ein harter Schlag für Miley! Gewiss: Anderswo verhungern Leute, werden in die Luft gesprengt oder sterben eines quälend langsamen Todes. Aber nie wieder Hannah Montana sein zu dürfen? Das ist hart! Noch dazu muss sich Miley in einer Gegend zurechtfinden, in der ihr nicht jeder Wunsch von den seltsam dicken Lippen abgelesen wird.
Liebelei mit Lorelai!
Aber ach: Die Liebe ist eine Himmelsmacht und versüßt so manchen Schmerz! In diesem Fall: Während Miley sich in Cowboy Travis Brody verguckt, bandelt ihr alter Herr mit der schönen Lorelai (ernsthaft: Ihr Name lautet Lorelai!) an. In einer modernen Romantikkomödie könnten an dieser Stelle Bettszenen folgen. Diese werden jedoch adäquat durch Slapstick ersetzt. Billy Ray zerdeppert kostbare Porzellanteller! Wer hierbei nicht vor Lachen vom Sofa rutscht, verfügt über ein intaktes Humorzentrum.
Ein Abstecher ins Subgenre der Verwechslungskomödie erfolgt, als Miley einerseits Hannah Montana, andererseits sich selbst verkörpern muss. Natürlich geht dies auf Dauer nicht gut und Travis, der sich in Miley verliebt hat, ist schockiert als er erkennt, dass Miley und Hannah Montana ein und dieselbe Person sind. Mileys Verkleidung ist aber auch zu raffiniert: Um Hannah Montana zu verkörpern, trägt sie eine blonde Perücke. Nimmt sie diese ab, ist sie wieder Miley. Von diesen genialen Tarnkünsten konnte selbst Peter Sellers nur träumen.
Eine lahme Entschuldigung, um den großartigen Peter Sellers zu würdigen
Daraufhin ist Travis entsetzt: Miley ist in Wahrheit eine schwerreiche, begehrte Pop-Sängerin! Igitt! Vade retro Satanas!
Die arme Miley ist darob in Tränen aufgelöst und muss von ihrem Vater getröstet werden, der deshalb wiederum keine Zeit mehr für die schöne Lorelai hat.
Aus, alles aus! Mileys Beziehung zerstört, noch ehe sie so richtig beginnen konnte, die Liebelei mit Lorelai detto … glücklicherweise endet der Film aber mit einem Happy End, was vermutlich Millionen Hannah-Montana-Fans das Leben rettete, die ansonsten vielleicht Suizid begangen hätten, was dieser Film nicht Wert ist.
Fazit nach rund neunzig, viel zu langsam vergangenen Minuten: Trotz redlicher Bemühungen und viel guten Willens ist der Schreiber dieser Zeilen kein Mitglied des Miley-Cyrus-Fanklubs geworden. Woran mag es wohl liegen? An den braven Liedern? An Mileys unerträglich schleimigen Vater? Oder am Ende daran, dass Miley Cyrus aussieht, als könnte man auf ihrem Gesicht völlig fettfrei Spiegeleier braten und ihre Augen diesen seltsam leeren Puppenblick durch die Gegend scheinwerfern?
Gerne würde ich dieses Review mit einem Kalauer beenden. Doch laut Wikipedia hat mir Miley persönlich vorgegriffen, indem sie ihre Biographie "Miles to Go" betitelte.
Wikipedia gibt bekannt: Miles to go!
Miles to Go ist eine Autobiografie von Miley Cyrus, die von Hilary Liftin geschrieben und...
Über den Inhalt wird wie folgt berichtet:
In Miles to Go erzählt sie zum ersten Mal über ihre Zukunftsträume (Reise nach Asien), den Übergang zur Erwachsenen (Führerschein) [...]
Nun: Andere träumen vom Weltfrieden, dem Nobelpreis oder einem Heilmittel gegen Islamismus. Aber eine Reise nach Asien ist zugegebenermaßen auch nicht zu verachten. Ob der Führerschein den Status des Erwachsenseins dokumentiert, darf hingegen bezweifelt werden, wie jeder bestätigen kann, der hin und wieder auf einer Autobahn unterwegs ist...
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Originaltitel: Hannah Montana: The Movie
Alternativtitel: Klebrig-süßlicher Kitsch - Der Film!
Regie: Peter Chelsom
Produktionsland und –jahr: USA 2009
Filmlänge: ca. 98 Minuten (gefühlt: 98 Stunden)
Verleih: Walt Disney
FSK: Freigegeben ab 0 Jahren
Deutscher Kinostart: 1. Juni 2009
Auszeichnungen: "Blonder Fiffi-Award" der Perückenhersteller, "Ehrenabzeichen des Nepotismus-Weltverbands" sowie der Ehren-Oscar für die "Beste Verwechslungskomödie seit Charlie Chaplins 'Der große Diktator'"
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