Die 5 Lieblingsfilme der "Letzten Generation"

Das aus hunderten Mensch:innen aus allen HerrInnen und LänderInnen bestehende Regenbogen-Team des Filmbetrachters äußert sich nur selten gesellschaftspolitisch. Doch die sich immer dramatischer gestaltende Weltlage – Flutkatastrophen, C*orona, Aff:*Innenpocken, heiße Sommer, Regierungsbeteiligung der Grünen – zwingen uns förmlich dazu, Stellung zu beziehen.
 

Der Weltuntergang kommt

Wir unterstützen die hehren Anliegen der „Letzten Generation“ ohne Wenn und Aber. Um dies völlig klar und unmissverständlich darzulegen: Wir haben nur noch 2 Jahre, um den Weltuntergang zu verhindern! Damit meinen wir natürlich, 2 Jahre, nachdem Sie diesen Satz gelesen haben. Auf ein konkretes Datum wollen wir uns lieber doch nicht festlegen. Wir sind bereit, Opfer zu bringen, wie nicht zuletzt der tragische Fall unserer Praktikantin Jessica- Abdul F. (Nachname geändert) belegt, die sich mutig an ein Kohlekraftwerk klebte und leider zu spät erfuhr, dass dieses gesprengt werden sollte. Wir denken an dich, Jessica-Abdul. Die Welt braucht mehr junge Leute wie dich, die kostenlose Praktika absolvieren und auf diese moralinsüße Weise dem menschenverachtenden Kapitalismus eine Absage erteilen. 

Unsere Chefredaktion beteiligt sich an den Aktionen der „Letzten Generation“, indem sie sich an ihre Chefsessel festklebt, was zu ihrem größten Bedauern die Teilnahme an spektakuläreren Aktionen verhindert. Wir denken an euch, ihr Helden des Alltags, die ihr Tomatensuppe auf rassistische Landschaftsgemälde kippt oder von Polizisten abgesperrte Straßen besetzt. Hier erreicht ihr mit euren Aktionen auch viel mehr Aufsehen, als etwa in China oder Indien, wo tatsächlich noch industrielle Produktion stattfindet. Um euer Ansinnen würdig zu ehren, stellen wir nachfolgend jene 5 Filme vor, die laut einer repräsentativen Umfrage in unserer Kantine die Lieblingsfilme der „Letzten Generation“ sind.  


5. The Happening 

Aus anfangs noch unbekannter Ursache begehen Menschen massenweise Suizid. Mark Wahlberg in seiner schönsten schlafwandlerischen Rolle stellt schließlich fest, dass es sich nicht um arglose Opfer eines Nena-Konzerts handelt, sondern um einen Gegenschlag von Mutter Natur. Ein berührender Film zu einem ernsten Thema, der Regisseur M. Night Shyamalan zu Recht hymnische Kritiken einbrachte. Denn: Wie schön wäre diese Welt ohne Menschen. Gewiss, dann wäre niemand mehr da, eben jene Schönheit zu preisen, und Katzen würden doof aus der Katzenwäsche gucken, müssten sie wieder selbst ihre Nahrung erjagen. Aber wir Menschen haben diese Welt bekanntlich nur geborgt und stehen in der Pflicht, sie wieder zurückzugeben an Spatzen und Plattwürmer, von denen wir sie erbten. Hoffentlich passen die Spatzen auch gut auf meine Schallplattensammlung auf.

 

"The Happening" - auf BluRay

4. Die Vögel 

Apropos Spatzen: In Alfred Hitchcocks Klassiker aus 1963 attackieren Vögel aus heiterem (logisch, bei stürmischem Wetter würden sie gegen Hauswände klatschen) Himmel die Bewohner einer Kleinstadt. Tatsächlich gibt es dokumentierte Fälle aggressiver Vögel, die erstaunlicherweise jedoch nie Katzen angriffen. Zynischer Gemüter könnten einwenden, dass auch das Leben in freier Wildbahn kein Honig-um-die-Wette-lecken und der Mensch Teil der Natur ist. Allerdings nähme uns diese Sichtweise die schön-schaurige Darstellung des Menschen als brutaler Invasor einer friedfertigen Welt, weshalb wir lieber Abstand davon nehmen. Empfehlenswert ist dieser Tierhorror-Thriller auch aufgrund des Einsatzes der Schauspieler.  

Universal Pictures, Public domain, via Wikimedia Commons

Hauptdarstellerin Tippi Hedren musste sich nicht nur der eindeutigen Avancen von Regisseur Alfred Hitchcock erwehren, sondern litt zudem unter den schwierigen Drehbedingungen. In einer Szene beispielsweise wurde sie mit echten Vögeln beworfen, um einen Angriff zu simulieren. Tja, und da beschweren sich manche Schauspieler, wenn sie vor dem Bluescreen so tun müssen, als würden sie von einem Dinosaurier angegriffen. Leute: Wär´s euch lieber, ihr würdet mit echten Dinosauriern beworfen?

3. Idiocracy 

Was wäre, wenn sich die Hochintelligenten freiwillig aus dem Genpool zurückzögen und ausschließlich „Andersintelligente“ Leute Kinder in die Welt setzten? Diese wundervolle Prämisse wurde von Regisseur Mike Judge leider in ihr düsteres Gegenteil verkehrt. Anstatt einen möglichen utopischen Gegenentwurf zu unserer kapitalistischen Hochleistungsgesellschaft mit menschenverachtenden Werten wie Fleiß, Anstand oder Ordnung zu skizzieren, zeichnet er das bunte und fröhliche Treiben als Dystopie. 

Idocracy (Film) => bei Prime Video


Enttäuschend, war doch Mike Judge Erfinder der MTV-Ikonen Beavis and Butt-Head, zwei Vorbildern der Generation NIX, deren erfolgreiches Wirken für „diejenigen, die schon länger hier leben“ (Zitat Angela M., bedeutendste deutsche Philosophin seit Arthritis Schopengassenhauer, die bekanntlich in der deutschen Politik ihr Nietzschendasein fand) auf den Straßen erkennbar wurde. Warum die eigenen Beine benutzen, wenn man eScooter benutzen und dabei die ohnehin engen Gehwege zum lustigen Freizeit-Parcours gestalten kann? Blendet man den sozialdarwinistischen Aspekt aus, überzeugt „Idiocracy“ mit der Darstellung einer wunderbaren Utopie, in der die Gleichheit endlich durch die Begradigung der unmenschlichen Intelligenzkurve umgesetzt wurde.

2. The Day After 

Was für eine wunderbare Vorstellung: Die USA, der üble Hort der Rassisten, Sexisten, Kapitalisten und „Metallica“-Bassisten, wird durch einen sowjetischen Atomschlag in eine lebensfeindliche Wüste verwandelt, ähnlich wie Darmstadt heute. Nachteilig wäre bei einem solchen Szenario freilich, dass es auch die Tierwelt in Mitleidenschaft zöge und womöglich zu schrecklichen Mutationen mit noch unabsehbaren Folgen führte, wie dieses wissenschaftliche Papier aufzeigt.

The Day After - Der Tag danach


Einen Atomschlag gegen Deutschland müssen heimische Friedensaktivisten nicht befürchten: Frankreich besitzt zwar Atomwaffen, aber als EU-Partner könnte es doch sein, dass man dereinst mal auf Geld aus Deutschland angewiesen ist. Polen würde sich unterstehen, würden doch die Fabriken, aus denen die schönen BMW und Mercedes vom Band rollen, beschädigt werden. Und Österreich? Warum sollte man sich vor einem Staat fürchten, das ein Kernkraftwerk baut, aber nie in Betrieb nimmt.

1. The Day After Tomorrow 

Wie lautet die Steigerungsform von „The Day After“? Eben! In Roland Emmerichs Klimakatastrophenthriller von 2004 bewahrheitet sich, was die Jünger_*Innen der Letzten Generationen schon seit Monaten befürchten: Entsetzliche Wetterkapriolen erschüttern den Planeten. Tokio wird von Hagelschauern anstatt von Riesenechsen zerstört, die noch vorhandenen Zivilisationsreste in Los Angeles werden von Tornados hinweggefegt und eine Flutwelle kärchert New York. Als einzige Hoffnung der überlebenden Gringos verbleibt der Exodus nach Mexiko. Welche Ironie! Wohliger Schauer durchzuckt das Sehrkleinhirn des Klima-Apostels, wenn amerikanische Großstädte Opfer selbstgemachter Klimakatastrophen werden. Bislang spielt die Realität mit den apokalyptischen Szenarien nicht mit, noch ist die Ostküste der USA nicht auf Schnorchelhöhe versunken, europäische Winter sind meist immer noch ungemütlich kalt, die Eisbären weigern sich auszusterben und Hungerskatastrophen bleiben im Westen bis auf Weiteres aus. 

The day after tomorrow


Dennoch kann es nicht schaden, den „haben wir doch gesagt!“-Joker bei jedem ungewöhnlichen Wetterereignis triumphierend auf den Katzentisch zu schlagen. Verregneter August? Klimakatastrophe! Ungewöhnlich heißer August? Klimakatastrophe! Am ersten August regnet es, am zweiten August ist es drückend heiß? Klimakatastrophe! Zu empfehlen ist den tapferen Klimakämpfern jedenfalls, sich nicht im Hochsommer auf den Asphalt zu kleben. Das macht aua und am Ende muss man womöglich sogar ins Krankenhaus und sich von alten weißen Männern behandeln müssen. Das wollen wir doch alle nicht! Vor allem nicht die alten weißen Männer.

Bonus:

Killdozer 

Und diesen Film fürchtet jeder auf der Straße klebender Aktivist: Ein zu Bewusstsein gelangter Bulldozer macht alles und alle platt. Da helfen auch keine wertvollen Belehrungen über Kolonialismus und Rassismus des weißen Mannes, denn das Ding wurde in China fabriziert. 


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