Wokey dokey! Kultfilme, die ein wokes Remake brauchen

 Auch ein Filmblog kann sich den gesellschaftlichen Veränderungen nicht entziehen. Kritisch stellen wir fest: Viele Kultfilme und Blockbuster der Vergangenheit sind mit diesen wichtigen und natürlich völlig richtigen und überfälligen Veränderungen meist nicht kompatibel. Deshalb stellen wir die Forderung: Ja zu woken Remakes von Kultfilmen! Nur auf diese Weise kann der politische Kampf gegen Rechts – also alles, was uns gerade missfällt - auch auf dem immens bedeutenden Kultursektor zu Gunsten der Gerechtigkeit gewonnen werden. Nachfolgend präsentiert unsere mehrköpfige und vielgeschlechtliche Redaktion ihre Kandidaten für politisch korrigierte Remakes von Kultfilmen.




Der Kultfilm: Conan der Barbar

Titel des Remakes: Cihan der Barbier

Begründung: Im Original aus dem Jahr 1982 metzelt sich ein Feuchttraum arischer Überlegenheitsdünkel (Arnold Schwarze-N-Wort) durch eine fast ausschließlich von Weißen bewohnte Fantasy-Welt, und als wäre dies nicht schlimm genug, werden die beiden Bösewichte archetypisch von einer weiblich gelesenen Hexe und einem Schwarzen mit dem lächerlichen Namen Thulsa (eine klare Anspielung auf die rassistischen Ausschreitungen in der US-Stadt Tulsa im Jahr 1921) Doom (was auf Deutsch nicht zufällig wie „dumm“ klingt) verkörpert. Und schlimmer noch: Thulsa Doom agiert als Anführer einer sektenähnlichen Gruppierung mittelalterlicher Hippies! Hier kam alles zusammen, was nicht mehr zusammenkommen darf: White Power, Gewalt, Verhöhnung von Pazifismus, Verspottung alternativer Hexen-Lebensarten, schöne Frauen, die vom weißen Cis-Protagonisten gerettet werden müssen.

 


„Na super: Natürlich stecke ich gleich an meinem ersten Arbeitstag in einem Mongolensturm fest …“


Das Remake: 

Der in eine weiße Mehrheitsgesellschaft migrierende Cihan wird zunächst mit allen rassistischen Vorurteilen belegt und insbesondere von den Männern abgelehnt. Ein Bauer wirft ihm vor, sich an einem Schaf vergangen zu haben, was natürlich eine Lüge ist, um den armen Cihan zu verunglimpfen. Glücklicherweise setzt sich die queere Gleichstellungsbeauftragte des mächtigen Stamms der Grünetten für ihn ein und rettet den integren jungen Mann vor einer langjährigen Haftstrafe im Unzuchthaus, das noch kein Mann mit intaktem Rektum wieder verlassen konnte. 

Nach einer aufwühlenden Rede der sich selbst nur mit Sternchen (mitgedacht, nicht ausgesprochen) pronomierenden Queerbeauftragten, erkennen die Männer ihr furchtbares Unrecht, das sie über den gesamten bekannten Kosmos, also bis an die Grenze des Nachbarstamms, verursacht haben und bitten Cihan um Verzeihung. Dieser akzeptiert, lässt sich als Barbier nieder und sorgt dafür, dass die Grünetten als gepflegteste Bartträger in die Geschichte eingehen. Damit gehen sie zwar buchstäblich ein, da der bald verweichlichte Stamm vom weniger zimperlichen Nachbarstamm ausradiert wird, aber das wäre ein Thema für ein etwaige Sequel.

 


Der Kultfilm: Jurassic Park

Titel des Remakes: Görlitzer Park

Begründung: Auf den ersten Blick erscheinen die Botschaften des Kassenschlagers durchaus positiv – nicht der Natur ins Handwerk pfuschen, Frauen können auch Wissenschaftlerinnen sowie Mädchen Hackerinnen sein. Doch unter der harmlos wirkenden Haube steckt die Tücke im Detail: Der africolamerikanische Darsteller wird gemeuchelt, die Helden sind allesamt weiße Männer, die Frau und das Mädchen sind letztendlich doch nur pseudofeministischer Aufputz, der sich kreischend der kaukasischen Problemhaut erwehrt.

Das Remake: Was spricht gegen die mutige Entscheidung, die Handlung von einer exotischen Pazifikinsel nach Deutschland verlagern und die wahren Probleme unserer weißen Mehrheitsgesellschaft anzusprechen? Zugegeben: Lebendige Dinosaurier erwärmen so manches Kinderherz, doch mit der Realität haben diese Auswüchse amerikanischen Fortschrittswahns nichts am Hut. Viel wichtiger wäre es, Kindern und Jugendlichen die erschütternden Zustände im kulturell wunderbar durchmischten Berlin näherzubringen. Rassistische Polizeibanden, angefeuert von hetzerischen Politikern und dem matschbraunen Medien-Mob, erschweren fleißigen Noch-nicht-so-lange-hier-Lebenden den kleingewerblichen Handel mit lebenswichtigen Pharmazeutika und Hobby-Botaniker werden scheel angeschaut, wenn sie ihre floristischen Mitbringsel austauschen.

 

„Menno! Jetzt haben wir die Arche verpasst, bloß weil du wieder eine Stunde vor dem Spiegel verbracht hast.“ – „Reg dich ab, Rexi, wird schon noch ein anderes Schiff vorbeikommen.“


Um die vorgeblichen, in Wahrheit natürlich plump fremdenfeindlichen, Anschuldigungen einem jungen Publikum näherzubringen, handelt es sich bei „Görlitzer Park“ um eine unvoreingenommene Dokumentation, in der junge Menschen allerlei Geschlechts des Nachts den Park durchqueren und die Überlebenden ihre Eindrücke schildern. Beispielsweise erzählt die junge Jennifer schmunzelnd von den herrlich kreativen Flirtversuchen der neuen Mitbürger. Um die Phantasie der Zuschauenden anzuregen, werden die originellsten Anmachsprüche ausgepiept und die Jugend kann ihrer Kreativität freien Lauf lassen, was wohl gemeint gewesen sein könnte, als Jennifer berichtet: „Ey, du ver*piep* , willst meinen *piep* im *piep* und *piep* mit *piep* und *piep* *piep*?“

Der stramme Max hingegen zeigt stolz die Hinterlassenschaften eines geheimnisvollen Initiationsrituals, bei dem er unter ihm leider nicht verständlichen Rufen liebevoll als Stammesmitglied begrüßt und eingeweiht wurde. „Fünfmal haben sie mir in die Magengrube geschlagen und fünfmal gegen den Hinterkopf getreten“, erinnert sich Max mit noch leicht dröhnendem Kopf an den Ritus. Aus dem off erklärt ein Kinderpsychologe: „Die Zahl fünf scheint eine große Rolle im Leben der Görlitz-Schamanen zu spielen.“

Beschlossen wird die Dokumentation mit dem Appell an die schon-länger-hier-Lebenden, sich doch nicht reflexartig dem Neuen zu verschließen, nur weil man es noch nicht gewohnt ist. Gesunde Härte nützt im Leben, Mädchen lernen schneller bislang unbekannte sexuelle Spielarten kennen, und wer sein neues iPhone an einem öffentlichen Ort einfach so ans Ohr hält, hat sich ohnehin nichts mehr verdient als die mitunter brachialgewaltige Kapitalismuskritik.

 

Die Kultserie: Die Biene Maja

Titel des Remakes: Die Fummeltrine Maja

Begründung: Scheinbar harmlos und kinderfreundlich erzählt diese Zeichentrickserie die Abenteuer der Honigbiene Maja, die mit ihren Freunden wie der faulen Drohne Willi oder dem zappeligen Grashüpfer Flip im Wald lebt und sich vorgeblich darum bemüht, ein nützliches Mitglied der Bienengesellschaft zu sein.

Das Remake: Wie in den oppressiven 1970er Jahren üblich, werden allerlei Stereotypen und gefährliche Rollenbilder bedient, um arglose Kinderköpfe zu berieseln, anstatt sie zu mutigen Gesellschaftskämpfern zu erziehen. Rückblickend betrachtet ist es unverständlich, wie eine dermaßen sexistische, reaktive TV-Serie kritiklos gesendet werden konnte. Westlich konnotierte Werte wie Fleiß und Anstand werden völlig unreflektiert als positive Werte verkauft, während Rollenbilder wie Frau oder Mann als naturgegeben dargestellt werden. Im Remake soll Kindern deshalb von Beginn weg unmissverständlich vermittelt werden, dass das Konzept von Geschlechtern überholt und somit schädlich ist. Folglich identifiziert sich Maja nicht als weibliche Biene, sondern als non-binär gelesene Fummeltrine, die sich weigert, dem unterdrückerischen Diktat des Bienenfleißes zu folgen.

 

„Wie interessant … und seit wann haben Sie das Verlangen, beim Anblick einer Biene zu klatschen?“


Anfang stoßen ihre Haltungen auf Unverständnis der weiblich gelesenen Führungselite im Bienenstock, die jedoch alsbald erkennt, dass sie nur vorgeblich die Macht innehält und tatsächlich der Jahrmillionen alten Unterdrückung durch die sich selbst dem männlichen Geschlecht zuordnenden Drohnen Vorschub leistet. Der faule Willi wird als Agent Provocateur des Bienen-Patriarchats enttarnt, welche die ausgebeutete weibliche Kaste zu Fleiß verführen sollte. Im Laufe der Serie erkennt Willi seine eigene Bösartigkeit an, unterzieht sich einer Geschlechtsumwandlung, in deren Rahmen er einen Stachel erhält, schwört dem Drohnendasein ab, legt sich anstatt dessen ein Bienen-I zu, heißt fortan will-I-am und rappt sich mit seinen motherfucking Beats von Stock zu Stock.

Selbstverständlich müssen auch die anderen sexistischen, rassistischen, ableistischen Darstellungen modern und somit gerecht interpretiert werden. Etwa die kurzsichtige Stubenfliege Puck, die auf Grund ihrer körperlichen Benachteiligung ständig gegen Fensterglas fliegt. Wie man jemals über eine offensichtliche Behinderung lachen konnte, ist ebenso unfass- wie unentschuldbar, weshalb Puck im Remake über die Fähigkeit des Gedankenlesens verfügen wird. Wer auch nur einen rassistischen oder sexistischen Gedanken hegt, wird von Puck gnadenlos verfolgt und mit einem Laserstrahl aus seiner neuen Superbrille atomisiert. Dadurch lernen Kinder auf spielerisch einfache Art, was mit Feinden der gerechten Gesellschaft geschehen soll.

Erhalten bleiben darf jedoch die neunmalkluge Maus Alexander. Sie wird den Propheten Marx zitieren, um Kinder an die gerechte Lehre heranzuführen. Natürlich müssen die Zitate entsprechend adaptiert werden, etwa: „Ein Gespenst geht im Bienenstock herum, das Gespenst des Imkers“ oder „Honig ist Opium des Bienenvolkes“.

Keinesfalls bleiben darf das Klischeebild der bösen, hinterlistigen Frau, sprich, die hinterlistige Spinne Thekla. Ehrlich gesagt nervt uns aber einfach bloß ihr mieses Geigenspiel …

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen