Filmkritik: Rache - Bound To Vengeance

Heute berichte ich wieder mal aus der höchst unerfreulichen Abteilung: „Vom Teaser zum Angucken eines waserlaubenstrunz-doofen Filmes verführt“. Unerfreulich für mich, da ich gut achtzig Minuten meines Lebens opferte, die ich freilich ohnehin nur sinnlos vertrödelt hätte, um ehrlich zu sein. Und da wir beim Thema Ehrlichkeit sind: Wären die Produzenten dieses „Thrillers“ ehrlich, hätten sie ihr Flachwerk als Parodie ausgewiesen. Und mit „ausweisen“ meine ich: Dieser „Film“ müsste aus der EU ausgewiesen werden. Wozu gibt es eigentlich Zölle und Einfuhrbestimmungen, wenn dann doch jeder Mist hier verkauft werden darf? Aber der Reihe nach. 


Bound to Vengeance - Inhalt (SPOILER)

Phil (Richard Tyson) steigt in den Keller hinab, um seinen weiblichen Gast Eve (Tina Ivlev) mit liebevoll zubereiteter Dosenkost zu versorgen. Da Eve angekettet und offenbar schwer traumatisiert auf einer hygienetechnisch gesehen bedenklichen Matratze liegt, kann der Zuschauer davon ausgehen, dass es sich um keinen freiwilligen Aufenthalt der hübschen jungen Frau, sondern um einen kostenlosen Folterkelleraufenthalt mit Gelegenheits-Pension und interessanten kulturellen Begegnungen mit dem Gastgeber handelt. Doch Phil hat die Rechnung ohne Eve gemacht und bekommt die Mehrschmerzsteuer in Form eines praktischerweise neben der Matratze zur Welt gekommenen Ziegelsteins übergezogen. Rascher als der FC Köln seine Trainer tauschen kann, entwendet ihm Eve die Schlüssel, befreit sich und geht die Treppe hoch.

In Phils Wohnung nimmt sie, wie das wohl jede monatelang gefangen gehaltene und missbrauchte junge Frau machen würde, erst einmal eine Dusche. Beim Durchstöbern der Wohnung – Frauen sind aber auch so schrecklich neugierig! – findet sie einen Revolver samt Munition sowie deutliche Hinweise auf weitere Entführungsopfer des einfacher zu entführenden Geschlechts. Die Dusche entfaltet ihre reinigende Wirkung: Anstatt auf den völlig absurden Gedanken zu kommen, ins Entführungsmobil zu steigen und in die nächste Stadt oder zu einem Haus mit Telefonanschluss zu fahren, siegt der klare Verstand, der da vorschlägt, Phil zu zwingen, Eve zu den Zwischenlagerstätten der anderen entführten Frauen zu fahren. Was folgt, ist eine Odyssee der Tragikomik, gewürzt mit Wendungen, bei denen Meister Proper die Haare zu Berge stünden.


Einem gewissen José Manuel Cravioto haben wir also diese Perle der Filmkunst zu verdanken. Können wir ihm im Sinne der Unschuldsvermutung unterstellen, dem Horror-Subgenre des Revenge-Thrillers einen neuen Anstrich verleihen zu wollen? Die Beweisführung erscheint mir für diese These zu dürftig, da er nur wenige Minuten damit verliert, jegliche Logik in die Tonne zu stopfen. Ähnlich gelagerte Stoffe finden meist halbwegs nachvollziehbare Gründe für ihre Plotentwicklungen. „Rache - Bound To Vengeance“ kann jedoch nur als völlig überzogene Parodie auf das Genre verstanden werden. Beispiel gefällig? Für gewöhnlich spoilere ich nicht, aber hier ist es einfach notwendig.

SPOILER (für ostdeutsche Leser_*Innen: Kurz mal wegschauen, bis der Genosse Kritiker wieder die Erlaubnis zum Hingucken gibt): Da befreit Eve die erste der entführten Frauen, und was macht diese? Läuft kreischend aus dem Haus, stolpert entweder über einen sehr, sehr dicken Wasserschlauch oder ein aus „Anaconda“ übrig gebliebenes Gummischlangenmonster, und spießt ihren eigenen Körper am Zaun auf. Und nein, das habe ich mir nicht ausgedacht – das ist wirklich so zu sehen.

SPOILER-Ende

In dieser Tour geht es munter weiter. Völlig unlogische Handlungsweisen und absurde Situationen reihen sich aneinander, bis man sich bei einer Retrospektive der Merkel-Jahre wähnt. Andere Rezensenten wollen in dem grotesken Treiben so etwas wie schwarzen Humor entdeckt haben. Es sei ihnen unbenommen, gibt es doch auch Leute, die an Geister oder Bigfoot glauben.

Nichts passt zusammen

Auch abseits der absurden Story passt da einfach nichts zusammen: Der Score will schweißtreibende Action vortäuschen, wo sich rasch Entsetzen ob der jeder Logik spottenden Ungereimtheiten breit macht. Dass es sich um eine billige Produktion handelt, ist klar erkennbar und nicht per se verwerflich – aber muss man das dem Zuseher geradezu aufs Auge drücken? 

Wenn schon übel, dann richtig!

Mehrmals fallen Dialogzeilen, ohne dass sich die Münder der Sprechenden dabei entsprechend bewegten, was freilich genauso wenig noch ins Gewicht fällt, als würde man auf ein frisches Hundehäufchen pinkeln. Von Charakterisierungen wollen wir gar nicht erst zu reden beginnen, da Eve selbst nach der x-ten Camcorder-Rückschau auf „My happy day at the beach with my boyfriend“ ein unbeschriebenes Blatt im Wind des Vergessens bleibt. Der spätestens zur Halbzeit vorhersehbare Plot twist am Schluss wird so unspektakulär wie möglich abgehandelt. Motto: Wenn schon übel, dann so richtig!

Um mit zwei positiven Aspekten zu schließen: Die Kameraführung ist durchaus gelungen und nervt weder mit raschen Schnitten, noch damit, zu nahe am Geschehen zu sein, wie es seit einigen Jahren in Mode geraten ist. Schauspielerisch weiß Richard Tyson halbwegs zu überzeugen. Guckt man sich seine Filmkarriere an, gerät man ins Staunen: Da ist von „Kindergarten Cop“, „Black Hawk Down“, „Verrückt nach Mary“ oder „Battlefield Earth“ alles dabei, was nicht zusammengehört.

Fazit nach 80 Minuten: „Rache - Bound To Vengeance“ ist genau der richtige Film für Masochisten, die ihr Gehirn mal so richtig fies bestrafen möchten. 


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