Amusement: Unfreiwillig komischer Horrorthriller

Soll das ein Witz sein? Wer weiß. Ernst kann Regisseur John Simpson den 2008 inszenierten Horrorthriller „Amusement“ jedenfalls kaum gemeint haben. Als – unfreiwillige? - Genre-Parodie weiß der Streifen aber durchaus zu überzeugen!

Kennt ihr die Szene aus Tim Burtons „Ed Wood“, in der sich ein Filmproduzent beim Angucken von Woods knochenernst gemeintem Transvestiten-Drama „Glen or Glenda“ vor Lachen zerbröselt, nachdem er ihn für einen verfilmten Scherz eines Freundes hält? So ähnlich fühlt sich „Amusement“ an: „Das kann nur eine Parodie sein!“, läuft es einem wie der Hamster im Laufrad unentwegt durch den Kopf. Nur ohne Hamster. Und ohne komische braune Kügelchen.



We are not amused!

Der Plot ist rascher aufgezählt als die aktuelle Mit_und_ohne_Glieder-Liste der SPD: Tabitha (Katheryn Winnick), Shelby (Laura Breckenridge) und Lisa (Jessica Lucas) sind seit ihrer Schulzeit unzertrennliche Freundinnen und durchleben eine ganz normale High-School-Zeit, bis auf folgende Episode: Der schuleigene Quoten-Psychopath (als Erwachsener verkörpert von Keir O’Donnell – den Namen muss man sich nicht unbedingt merken) präsentiert den drei Nachwuchsgrazien ganz stolz sein Schulprojekt. Eine Schuhschachtel mit Guckloch, in dem sich eine malträtierte Maus befindet. Aus nachvollziehbaren Gründen sind die drei Damen vom Thrill not amused (title drop!), was Psycho Junior kränkt.

Jahre später sind aus den putzigen Mädels schnieke Schnecken geworden, die jeweils mit erschreckenden Begegnungen zu kämpfen haben. Gemeinsamer Nenner: Der Psycho, gleichfalls leicht gealtert, aber mit konstant gleichbleibendem Dachschaden. Für die damalige Kränkung, ihn nicht begeistert als nächsten Michelangelo gefeiert zu haben, nimmt der böse Bub bittere Blutrache.

Kulinarische Kritik über ein Hundehäufchen namens „Amusement“

Es gibt Filme, da weiß man wirklich nicht, wo man mit der Kritik beginnen soll „Amusement“ ist einer dieser Filme. Ihn ernsthaft zu besprechen ist ungefähr so, als erwartete man sich von mir eine kulinarische Kritik über ein Hundehäufchen.
10 Millionen Dollar soll das Budget betragen haben – für den Film, nicht für den Hundehaufen -, was man nach Rezeption des Streifens kaum glauben würde, wirkt er doch nur wenig professioneller gestaltet als ein Studentenfilm. 

Dramaturgisch ist „Amusement“ im Wesentlichen in 3 Akte unterteilt, wobei sich jeder einer der drei Protagonistinnen widmet. Um die grundlegende Problematik auf den Punkt zu bringen: Jedes, aber wirklich ausnahmslos jedes Horrorfilmklischee der letzten Jahre wurde hier dermaßen verwurstet, dass man den Film als „best of“-Zusammenstellung an entsprechenden Klischees betrachten kann. Angefangen vom unsinnigen Verhalten der Darsteller über vorhersehbare „Schock“-Momente bis hin zur kompletten Absenz jeglicher Logik: Nichts, das man nicht schon sattsam in anderen Streifen gesehen hätte, findet sich hier wieder. Sogar der gute, alte Wilhelmsschrei findet Verwendung.

Dargeboten wird das Ganze mit der feinen Subtilität einer „Nackte Kanone“-Episode. Man stelle sich vor: Junge fühlt sich von Mitschülern verspottet und rächt sich deshalb später an ihnen. Wieviele Horrorfilme der letzten Zeit konnten mit einem derart komplexen Plot aufwarten? Antwort, falls von Interesse: Um die Jahrtausendwende bloß jeder zweite.

Superpsycho

Bild: Pixabay.com

Was „Amusement“ endgültig zur unfreiwillig komischen Lachnummer degradiert, sind die irren Zufälle und logischen Ungereimtheiten. Zum einen beweist der Psychopath hellseherische Fähigkeiten und weiß exakt, wie sich seine Opfer verhalten werden. Bis zu einem gewissen Grad ist das noch verschmerzbar. In diesem Fall beweist der Antagonist aber übersinnliche Fähigkeiten, bis hin zu offensichtlicher Teleportation verbunden mit Verlangsamung der Zeit. Da schleicht sich etwa eines seiner Opfer unbemerkt an ihm vorbei ins Haus und läuft in ein Zimmer. Dort erwartet sie der komplett umgestylte und plötzlich rasierte Psychopath bereits. Selbst Superman könnte sich nicht so schnell umziehen, oder um es vereinfacht auszudrücken: Es ist völlig unmöglich.


Ebenso unmöglich, wie unfassbar dumm sich die Opfer verhalten. Selbst mit Handy in der Hand kommt niemand auf die anscheinend total verrückte Idee, die Polizei zu verständigen. 
Vielleicht bin ich auch ein bisschen unfair, denn im Universum dieses Filmes ist der Psychopath der einzige Mensch mit positivem IQ. 

Spannung – bei einem Horrorthriller ziemlich essenziell, würde ich meinen – kommt natürlich keine auf, lacht man doch die ganze Zeit über all die strunzdummen Entscheidungen der Protagonistinnen sowie all die irren Zufälle, die nicht einmal innerhalb der Logik des Filmes Sinn ergeben. Da werden etwa in der ersten Episode red herings gestreut, die man nicht einmal als an den Haaren herbeigezogen nennen könnte – ich meine, zieht mal eine Glatze an den Haaren! 

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Ich übertreibe nicht: „Amusement“ ist ähnlich sinnbefreit wie das Parteiprogramm der Grünen. Na gut, ich übertreibe doch heillos: Nichts ist sinnloser als die Grünen der Gegenwart, die noch dazu realer Horror sind, der diesem Film völlig fehlt.

Passenderweise ist die einzige ansatzweise gruselige Episode schamlos von der urban legend rund um eine Babysitterin und eine Clown-Statue abgekupfert. Falls man eine dreiste 1:1-Kopie noch als „abkupfern“ bezeichnen möchte.

Fazit: 

Als Horrorthriller scheitert „Amusement“ auf sämtlichen Ebenen. Möchte man sich aber lediglich gut 90 Minuten über einen unfreiwillig komischen Abklatsch auf unzählige Genre-Streifen amüsieren, kann ich diesen Film wirklich nur ans Herz legen.
Eine der taglines des Filmes lautete übrigens: „It's Funny... Right?“ – Well, Indeed …




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