In Alexandre Ajas ("High Tension") Horrorfilm "Piranha 3D" sind die berüchtigten Piranhas los. Mit dabei: Elisabeth Shue und Kelly Brook samt ihrer Brüste.
Kinder und Tiere ziehen immer! Es sei denn, ein knallharter Horrorstreifen buhlt um die Gunst von jungen Erwachsenen. In diesem Fall werden possierliche Hündchen durch blutrünstige
Bestien und Kinder durch attraktive Frauen mit Textilallergie ersetzt. An dieser ungeschriebenen Regel des Genres rüttelt auch der Franzose Alexandre Aja nicht. Im Gegenteil: Sein Tiermonsterthriller „Piranha 3D“ treibt die Oberflächlichkeit auf die Spitze und persifliert auf diese Weise sowohl
konventionelle Horrorfilme, wie auch den mitunter bizarre Blüten treibenden Körperkult.
Piranhas, Pixabay.com |
Es gibt Piranhas, Baby!
Alljährlich strömen tausende Studenten anlässlich der Semesterferien an den Unis und Colleges an den malerischen Lake Victoria, um sich hemmungslosen Vergnügungen hinzugeben.
Dies ist die Zeit, in der Sheriff Forester (Elisabeth Shue) alle Hände voll zu tun hat, um zumindest halbwegs für Ordnung in dem beschaulichen Städtchen zu sorgen. Sie vertraut ihrem ältesten Sohn Jake (Steven R. McQueen)
die Aufsicht über ihre jüngeren Kinder Laura (Brooklynn Proulx) und Zane (Sage Ryan).
Doch Jake hat ganz andere Pläne. Vom schönen Erotikmodel Danni (Kelly Brook) betört hat er dem schleimigen Pornoproduzenten Jones (Jerry O'Connell) zugesagt, ihn als Location-Scout
bei der Produktion eines neuen Schmuddelfilmchens zu unterstützen. Der Zwiespalt, ob er auf seine jüngeren Geschwister aufpassen oder die einmalige Gelegenheit nützen soll, an sexy Models heranzukommen, erweist sich als
Jakes geringeres Problem. Denn ein unterseeisches Erdbeben gab den Zugang zu einer vom See abgeschlossenen Welt frei, in der prähistorische Piranhas Millionen von Jahren überlebten. Ihre plötzliche Freiheit feiern die bissigen
Tiere auf ihre ganz eigene Weise: Die Piranhas verwandeln die feucht-fröhlichen Partys am See in ein Schlachthaus …
Piranhas: Mini-Haie der Flüsse
Natürlich ist „Piranha 3D“ in erster Linie ein typischer Horrorfilm, der geschickt tief verankerte Ängste aktiviert. Das Landtier Mensch avanciert im Wasser zum unbeholfenen
Eindringling in weitgehend unbekanntes Terrain, in welchem er den einheimischen Kreaturen hoffnungslos unterlegen ist. Zumindest gilt dies fürs offene Meer mit seinen Haien, Barrakudas oder Moränen.
Alexandre Aja muss in „Piranha 3D“, dem Remake von James Camerons Debütfilm „Fliegende Killer - Piranha II“, kleinere Brötchen backen. Denn bei den verhältnismäßig kleinen Raubfischen – manche Arten sind nur rund 15 Zentimeter lang – handelt es sich um Süßwasserbewohner,
die somit nicht im Meer vorkommen. Trotzdem schafft es Aja elegant, die Existenz enormer Piranhaschwärme mitten in den USA zu erklären und die Essensglocke zu läuten, indem er tausende vergnügungswilliger junger Menschen
an den See lockt. Die Folgen sind weder überraschend, noch sonderlich originell.
Doch um Originalität muss sich „Piranha 3D“ streng genommen gar nicht bemühen: Dem Zuschauer wird exakt jene Portion Augenfutter kredenzt, die er bestellte und erwartete. Viele hübsche junge Menschen, nackte Haut, verbissene
Protagonisten im Kampf gegen die Monster und natürlich die Stars des Filmes: Piranhas in rauen Massen! Zwar ist deren Herkunft aus dem Computer mitunter sehr deutlich zu erkennen. Dies fällt aber angesichts des rasant inszenierten
Streifens kaum ins Gewicht.
Bier, Brüste, Babes: Willkommen im Hedonismus
Zumal gerade männliche Zuschauer bei den wenig possierlichen Tieren nicht allzu genau hinblicken dürften, wenn sie von Frankreichs Regiestar
Alexandre Aja mittels Zurschaustellung wippender Brüste oder nackter, im Wasser zärtlich miteinander turtelnden Pornodarstellerinnen auf evolutionär bewährte Weise ablenkt. Angesichts
des sprichwörtlichen nackten Fleisches könnte man Aja billigen Sexismus vorwerfen. Allerdings zielt der Vorwurf in diesem Fall ins Leere. Schließlich kommen auch die Herren der Schöpfung nicht ungeschoren davon und werden
größtenteils als von erotischer Ausstrahlung in den Bann gezogene Hohlköpfe dargestellt.
Nun wäre es andererseits zu viel der Ehre, „Piranha 3D“ Gesellschaftskritik zu bescheinigen. Dennoch kommt man nicht umhin, den zahlreichen
satirischen Seitenhiebe auf eine stetig oberflächlicher werdende und wertende Gesellschaft Anerkennung zu zollen. Purer Hedonismus treibt die von Bier und Brüsten besessene Menschenmeute an – und dieser wird ihr schließlich
zum Verhängnis. In einer bemerkenswert blutigen und schonungslos zynischen Angriffsszene tausender Piranhas auf ahnungslose Schwimmer bricht Alexandre Ajas pessimistische Sichtweise durch. Die Angegriffenen erweisen sich nicht als Helden, sondern als völlig aufs eigene Überleben fixierte Einzelkämpfer. Konsequenterweise pflügt ein
junger Mann bedenkenlos mit einem Motorboot durch die Schar der vor Angst und Schmerzen kreischenden Angriffsopfer, um seine Haut zu retten. Allein, es ist vergebens: Die langen Haare einer Schwimmerin verheddern sich im Propeller
des Außenbordmotors …
Piranhas kennen keinen Penisneid!
Kenner von „Hostel 2“ dürfen sich vorgewarnt wähnen. Auch in „Piranha 3D“ dient ein Penis Tieren als Delikatesse und wird von der Kamera groß ins Bild gerückt, was
gleichzeitig makaber, wie auch auf groteske Weise amüsant wirkt. Wie ein Werbespot wirkt hingegen eine Szene, in der zwei Pornodarstellerin zur ätherischen Musik aus Léo Delibes Oper „Lakmé“ eine Art „Pas de deux“
unter Wasser aufführen. Dabei handelt es sich freilich um eine Hommage an eine ähnliche Szene aus dem Horrorfilm „The Hunger“ mit Catherine Deneuve und Susan Sarandon als Protagonistinnen.
Horror, der unter die Haut geht
Mit „Piranha 3D“ ist „High Tension“-Regisseur Alexandre Aja jedenfalls ein deutlich besseres Werk als mit seinem 2006 produzierten Remake des Wes-Craven-Klassikers „The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen“ gelungen. Der Film schlägt von Anfang an hohes Tempo an und
zieht dieses eineinhalb Stunden lang durch. Nicht nur viel nackte Haut, sondern auch viel nacktes Fleisch gibt es dabei zu bewundern. Die Maskenbildern und Special-Effects-Spezialisten belegen eindrucksvoll ihre Fingerfertigkeiten.
Überraschend ist dabei das Budget des Films: Aja fand mit rund 24 Millionen Dollar das Auslangen und legt einen Film vor, der ungleich aufwändiger und teurer aussieht.
Mensch Meyer!
Abzüge auf der virtuellen Kritikskala muss es jedoch für das völlig verschenkte schauspielerische Potenzial geben. So überzeugend auch Elisabeth Shue ihren Part als Gesetzeshüterin
mit Herz verkörpert und Kelly Brook heroisch ihre Brüste von den Zwängen des Büstenhalters befreit: Die Miniauftritte von Publikumslieblingen wie Richard Dreyfuss oder Christopher Lloyd sind ebenso wenig nachvollziehbar,
wie jener der in „Starship Troopers“ nicht nur toll aussehenden, sondern auch kräftig austeilenden Dina Meyer. In einer weiteren, mit freiem Auge nur mühsam auszumachenden Rolle ist „Hostel“-Regisseur Eli Roth zu
bewundern. Falls man ihn überhaupt bemerken sollte.
Piranha 3D: Bissige Unterhaltung
Fazit nach knapp 90 Minuten: „Piranha 3D“ ist wunderbare Unterhaltung für Horrorfans, egal ob in 3D oder 2D. Und für Männer, die sich den Film bloß wegen der Beteiligung
des freizügigen Models Kelly Brook anguckten, ist wohl ohnehin 75E (Kelly Brooks Körbchengröße) entscheidend …
Rainer Innreiter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen