„Planet der Monster“, oder: Dinosaurier und vollbusige Blondinen ziehen immer!

Seit jeher faszinieren Dinosaurier uns Menschen. Wenig verwunderlich also, dass findige Filmproduzenten danach trachteten, Dinos möglichst kassenträchtig auf die Leinwand zu bannen. Problematisch ist hierbei natürlich der Mangel an noch lebenden Dinosauriern.

Bild: Pixabay.com

Fließbandfilmer wie Bert I. Gordon zuckten lediglich mit der Achsel, zerrten bedauernswerte Echsen vor die Kamera, klebten ihnen das eine oder andere Plastikhorn auf und erklärten sie kurzerhand zu Dinosauriern. Immerhin reden wir hierbei von den guten alten Science-Fiction-Müll-Zeiten der Nachkriegszeit, als High-School-Lehrerinnen in Filmen offenbar nicht wussten, dass Spinnen keine Insekten sind („Earth vs. Spider“), und beim Blick durch ein Teleskop keinen Schimmer hatten, wie dieser komische Planet mit den zahlreichen Ringen heißt („Invasion From Mars“). Als Zuschauer konnte man von Glück sprechen, wenn die Dinosaurier im Film als solche zu erkennen waren und mittel stop-motion-Technik halbwegs kompetent animiert wurden.



Auch der Science-Fiction-Film Marke „günstig ist noch zu teuer“ mit dem verheißungsvollen Titel „Planet of the Dinosaurs“ setzte auf die Magie der Prä-Historie. Erstaunlicherweise sind die Dinosaurier – wie in praktischem jedem einschlägigen Film vor „Jurassic Park“ handelte es sich um exakt einen Tyrannosaurus Rex, einen Triceratops und einen Brontosaurus – annehmbar animiert und als Dinosaurier zu identifizieren. Andererseits stammt der Film aus 1977, sieht aber wie aus den frühen 1960er Jahren aus, was nicht nur an den mächtigen Schnurrbärten der Herren sowie an den eindrucksvollen Vorbauten der Damen liegt.



Wie Wikipedia zu schnattern weiß, basiert das Drehbuch auf einer Erzählung von Jim Aupperle. Jim wer? Laut IMDB war der gute Mann bei so gut wie jedem Blockbuster der vergangenen Jahrzehnte für die FX zuständig. Wenn das mal keine Karriere für jemanden ist, der mit diesem Film seine ersten Schritte im Filmgewerbe unternommen hat. Denn selbst mit viel Augenzudrücken gibt der Plot nicht viel mehr her als: Ein paar Kerle, die wie Pornodarsteller aussehen, bruchlanden mit ein paar heißen Schnitten auf einem Planeten mit Urzeitgetier. 

Inhalt "Planet der Monster": 

Aber der Reihe nach: Ein Maschinenschaden (Na, der Ausstieg aus der Atomenergie ist wohl doch nicht so gefahrlos, wie?) lässt das originell benannte Raumschiff Odyssey auf einem unbekannten Planeten bruchlanden. Die Crew, fünf Männer und vier Frauen, sehen sich einem Riesendilemma gegenüber: Wie kommen sie nur wieder von hier weg? Und welcher der notgeilen fünf Typen bleibt übrig? Noch dazu stellt sich gleich nach unsanfter Niederkunft in einem See ein Drama ein: Die „Kommunikationsoffizierin“ – so eine Art Science-Fiction-Äquivalent zur Tippse – hat, typisch Frau und Spatzengehirn, das Funkgerät im Raumschiff vergessen. Ohne Funkgerät lässt sich freilich keine Hilfe oder zumindest Viagra anfordern. 

Schuldbewusst schwimmt Cindy – Spoiler: Den Namen muss man sich nicht merken – zum Raumschiff. Natürlich erst, nachdem sie sich bis aufs Höschen und den prall gefüllten BH entkleidet hat. Doch o Graus: Ein Seemonster frisst ausgerechnet die attraktivste der Begattungskandidatinnen. Das heißt: So richtig sieht man das Ganze nicht. Vielleicht hat sie ihr Ableben auch nur vorgetäuscht, um von den Kerlen in Ruhe gelassen zu werden.



Jedenfalls waren’s fortan nur noch acht. Ohne Funkgerät, dafür aber mit gleich zwei Laserwaffen ausgestattet, von denen eines der verbliebenen Fräulein eines verschustert. Die Vermutung steht, dass das Drehbuch von keiner Feministin geschrieben wurde. Verwundert sehen die acht Überlebenden einen Brontosaurus, woraus sie messerscharf schließen, dass der Planet der frühen Erde ähnelt. 

Um auch wirklich jedem „Frauen sind doof und tollpatschig“-Klischee die Ehre zu geben, verliert die nunmehr attraktivste Frau auch noch den kargen Proviant. Wenigstens das Makeup und den Hairspray dürfte sie gerettet haben, denn jede der Frauen sieht stets wie aus dem Ei gepellt aus. Apropos Eier: Ein männliches Crewmitglied findet ein Dino-Nest und möchte sich aus den Eiern das größte Omelett des Universums zaubern. Dabei wird er aber vom Muttertier, Verzeihung: Vom Elterntier, bekanntlich sind Geschlechter nur ein soziales Konstrukt, plattgemacht. Dominiert wird die Gegend übrigens von einem passabel animierten Tyrannosaurus Rex, der offenbar die Reinkarnation Jeffrey Dahmers ist, nachdem er einfach jeden und alles auffressen möchte. 

Die stete Gefahr durch das Raubtier ist natürlich kein Grund, eine der Schönen einen Bauchtanz hinlegen zu lassen. Was immerhin eine Abwechslung zum Leitmotiv des Filmes bietet, nämlich: Durch die triste Pampa (gefilmt im wohl hässlichsten Teil Kaliforniens, wo man vermutlich keine Drehgenehmigung, sondern Tetanusspritzen braucht) latschen, Blödsinn reden, latschen, latschen und abermals latschen. Die männliche Crew findet sich allmählich damit ab, auf dem Planeten heimisch werden zu müssen, weiß aber, dass der T-Rex ausgeschaltet werden muss. 

In einem guten Film würde den Produzenten eventuell eine clevere Falle einfallen, mit der das Tier erlegt oder zumindest vertrieben werden kann. In „Planet der Monster“ sieht der Plan folgendermaßen aus: Ein riesiger zugespitzter Pfahl wird in die Erde getreten, in der Hoffnung, dass sich das Tier daran aufspießt. Was soll ich sagen: Der Tyrannosaurus läuft tatsächlich in den Pfahl hinein. Die Menschen sind gerettet und können damit beginnen, eine neue Zivilisation zu gründen, die ein paar tausend Jahre später den Planeten dermaßen verwüstet hat, dass ein neuer Planet fürs Überleben der Menschheit gesucht werden muss. The happy end.


Sicher, es gibt schlechtere Filme als „Planet der Monster“, wenn man nur gründlich danach sucht. Dabei ist das Problem des Films gar nicht mal das geringe Budget (angeblich unter einer Million Dollar, was selbst 1977 lächerlich war), sondern der langweilige Plot. Da landet eine Gruppe Menschen auf einem Planeten mit Dinosaurier, und gefühlte 95% der Laufzeit gehen mit öden Dialogen und Wanderungen durch eine Halbwüste drauf. Ein Jammer, da die Dinosaurier wie erwähnt durchaus kompetent animiert wurden. Und da reden wir von den 1970er Jahren, als in teureren Produktionen kaum bewegliche Dino-Puppen für Lachanfälle sorgten. 

Wie in derlei Filmen üblich, wurde der verschnarchte Plot mit weiblichen Reizen aufgepeppt. Oder warum sonst ziehen sich in den „Jurassic Park“-Filmen die Protagonistinnen nie aus? Eben, die Filme haben es nicht nötig. Die männlichen Zuschauer der Internet-Ära natürlich auch nicht mehr, ahem.
Fazit: Keine eineinhalb Stunden Laufzeit fühlen sich wie die Länge eines Oliver-Stone-Filmes an. Abgesehen von der guten Tricktechnik bietet „Planet der Monster“ schlichtweg null interessante Handlungsbögen, überraschende Wendungen, Charakterisierungen oder fesselnde Dialoge. Selbst für mich als Mann ist da ein überreichlich gefüllter BH einfach zu wenig.

Text: Rainer Innreiter

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